Bismillahi-Rahmâni-Rahîm

 

Was ist Licht? Was ist Dunkelheit?

 

Suhbat mit Maulânâ Scheikh Nâzim, Lefke, Mittwoch, 16. Schawwâl 1424, 10.12.2003

 

übersetzt von

´Abd al-Hafîdh Wentzel

 

Dastur ya rijâlAllah, Maddad!

Maddad ya Sultân ul-Auliya!

A´ûdhu billahi min a-schaytâni-rajîm

Bismillahi-Rahmâni-Rahîm

La haula wa la quwwata illa billahi l-´Aliyyu l-´Azîm

Allah, Allah! Allah, Allah!

 

Was ist Licht? Was ist Dunkelheit? Ist Licht existent oder ist Dunkelheit existent? Das ist ein wichtiger Punkt, der einen Schlüssel für das Verständnis der Leute darstellt, die sich auf einer hohen Ebene des Verständnisses befinden. Wir wollen hier nicht versuchen, uns in solche Höhen emporzuschwingen. Nein! Doch wir versuchen unserer Zeit den angemessenen Wert beizumessen. Wir sprechen von ‚Zeit' und ‚Zeit' ist etwas, das der Schöpfer bestimmt hat, idâfi , das heißt, mit etwas anderem in Abhängigkeit verbunden zu sein. Tatsächlich besitzt ‚Zeit' kein wirkliches Dasein. Wenn ihr das wegnehmt, worauf ‚Zeit' basiert, gibt es keine ‚Zeit' mehr. Ohne Sonne gibt es keine Zeit. Wenn unser Planet sich nicht um sich selbst drehen würde, gäbe es keine Nacht und keinen Tag. Ohne die Bewegung unseres Planeten in seiner Umlaufbahn gäbe es keinen Winter, keinen Sommer, keinen Herbst und keinen Frühling. All diese Dinge, wie wir sie verstehen, hängen in ihrer Existenz von etwas anderem ab. Wenn die Ursachen der Zeit verschwinden, verschwindet auch die Zeit selbst. Doch der Herr der Himmel hat bestimmt, daß die Fähigkeiten, Möglichkeiten und Handlungen der Menschheit sich   innerhalb der Grenzen der Zeit bewegen. Wenn diese grundlegende Bedingung entfällt, verschwindet auch die Menschheit, deren Existenz darauf aufgebaut ist. Die Existenz der Menschheit hängt von Bedingungen ab, wenn ihr sie wegnehmt, kann die Menschheit nicht existieren. Das gleiche wie für die Zeit gilt auch für den Raum. Wenn ihr die Zeit wegnehmt, erreicht die Existenz der Menschheit den Nullpunkt, wenn es keinen Raum gibt, ist von der Existenz der Menschheit nichts mehr zu sehen, sie ist einfach von der Bildfläche verschwunden.

Manchmal hören wir von Astronomen den Begriff ‚Schwarze Löcher', die andere Sterne, Galaxien oder Universen verschlucken. Genau so würde unsere Existenz verschluckt, wenn Zeit und Raum aufhörten zu existieren, man könnte nicht mehr von einer Existenz der Menschheit auf diesem Planeten sprechen. Ende! SubhânAllah! Durch diese zwei Bedingungen, von denen eine als ‚Zeit' und die andere als ‚Raum' in Erscheinung tritt, wird die Existenz der Menschheit sichtbar. Wenn die beiden Bedingungen ‚Zeit' und ‚Raum' weggenommen würden, wäre es unmöglich, die Existenz der Menschheit zu beweisen. Und das gilt nicht nur für die Menschheit, sondern für die gesamte Schöpfung, die sich auf der Grundlage der Bedingungen von Zeit und Raum manifestiert.

Ast´ûdhu billah! „Ar-Rahmânu ´alâ l-´arschi astawâ , die absolute Herrschaft Allahs des Allmächtigen erstreckt sich über den heiligen Thron. Es ist nicht so, wie manche dummen und unwissenden Leute behaupten, daß Allah auf Seinem Thron ‚sitzt'.   Wenn Er etwas bräuchte, um darauf zu sitzen, auch wenn ihr es den ‚Thron Gottes' nennt, müßte das, worauf Er sitzt wiederum an einem Ort im Raum, auf irgendeiner Art von Untergrund, stehen. Dieser Untergrund oder dieses Fundament müßte, um zu existieren, wieder auf irgend etwas anderem stehen und so weiter, es ist ein Teufelskreis, ein Kreis ohne Anfang und Ende. Das Eine muß auf etwas anderem stehen, das selbst wieder auf etwas anderem steht, endlos. Deshalb ist es jenseits der Logik von Menschen mit klarem Verstand, zu sagen: „Allah, der Allmächtige, Er ist auf dem Thron.“ Hâscha! Seine absolute Herrschaft erstreckt sich über den heiligen Thron, Er erhält ihn aufrecht in seiner Existenz und alle Geschöpfe nehmen ihren Anteil von Seinem Reich absoluter Herrschaft, um zu existieren. Und sie alle unterliegen ihren jeweiligen   Bedingungen von Zeit und Raum. Wir sprechen hier über etwas, was das Verständnis gewöhnlicher Menschen übersteigt, so wie keiner von diesem Planet die Sterne erreichen kann. Doch da sie sichtbar existieren muß die Entfernung zu ihnen begrenzt sein und jemand der die entsprechenden Bedingungen innerhalb der Existenz erfüllt, könnte sie erreichen, denn für alles, was sichtbar ist, gilt, das es möglich ist, an diesen Ort zu gelangen. Wie weit die Entfernung auch sein mag, dieser Punkt ist nicht vollkommen unerreichbar. Unerreichbar ist, was niemals gesehen werden kann. Und das ist nur Einer, der unsichtbare Eine. Keines der Geschöpfe kann jemals einen Weg finden, um die Bedingungen oder die Position dieses Unsichtbaren zu erreichen! Für die Geschöpfe ist es deshalb unmöglich, ihren Erschaffer zu begreifen. Er kann niemals gesehen werden, niemand kann ihn sehen! Kein Auge kann diesen Einen erblicken.

Ja, wir glauben, daß wir im Paradies das göttliche Antlitz unseres Herrn sehen werden. Das ist, wie weit unsere Vorstellungskraft, unser Verständnis oder Wissen reichen können. Doch wir können mit unserem Verständnis, unserem Wissen und der uns zur Verfügung stehenden Kraft nicht weiter kommen als bis an den Punkt, den wir erreichen. Es ist unmöglich!

Wir fragten anfangs: ‚Was ist Dunkelheit?' oder: ‚Was ist Licht?' Dunkelheit ist die Existenz, des Herrn, die niemand begreifen kann und keiner kann Seine Existenz verstehen. Und Lichter sind einige Erscheinungen, die aus Seiner schwärzesten, dunkelsten Position, aus Seinen schwärzesten Dunkelsten Bedingungen, die niemand erreichen kann, erscheinen und aufleuchten wie Blitze, die zwischen den Wolken heraus blitzen. Aufleuchten und verschwinden. Keiner begreift, was Blitze sind, und keiner kann verstehen, was Donner ist. Wenn sie diese Lichter erreichen könnten, würden sie verstehen, was diese Blitze sind. Und wenn sie dazu den Donner vollkommen mit all seinen ihn umgebenden Bedingungen hören würden, könnten sie von sich behaupten, die wahre Existenz von Blitz und Donner. Doch was darüber hinausgeht, was ihr nicht sehen und wahrnehmen könnt, das ist nicht für euch! Blitze kommen plötzlich, ihr könnt nicht hinlaufen, um zu schauen, woher sie kommen. Und das Geräusch des Donners läßt euch keine Möglichkeit, es in Raum und Zeit genau zuzuordnen, wo es ursprünglich herkommt und wo es endet. Blitze sind deutlich zu sehen, doch der Donner läßt sich nur hören und wenn ihr ihn hört, könnt ihr nichts davon sehen. Wir sind in der Dunkelheit der Nacht oder in der Helligkeit des Tages und wir versuchen ein Verständnis entsprechend unserer Sehkraft oder gemäß unserem Hörvermögen zu erreichen. Ohne diese beiden wären wir nicht in der Lage zu sehen oder zu hören. Blitz und Donner gehören zu den größten Zeichen Allahs, die auf Seine Existenz hinweisen, sie sind Beweise für diejenigen, die Verstand besitzen, die hören und sehen können. Sie sind Zeichen des Herrn der Himmel dafür, daß Er existiert. Ihr könnt sagen: ‚Es muß jemand existieren, der uns Blitz und Donner schickt, damit wir sie sehen und hören können.' Dies sind zwei Zeugen, deren Zeugniß niemand anzweifeln kann. Sie existieren und niemand kann ihre Existenz leugnen, denn es sind unsere eigenen Ohren, die bezeugen, daß es donnert und unsere eigenen Augen, die zweifelsfrei bezeugen, daß es blitzt. Und sie weisen darauf hin, daß wir in Verbindung mit unsichtbaren Wesen stehen, daß wir zu unsichtbaren Welten gehören, daß wir Teil unsichtbarer Ozeane sind. In solcher Weise, daß wir selbst bezeugen müssen, daß aus unsichtbaren Welten, aus verborgenen Reichen absoluter göttlicher Herrschaft, Zeichen wie Blitz und Donner zu uns kommen. Möge Allah uns vergeben und uns entsprechend unserer jeweiligen Stufe rechtes Verständnis schenken! Wenn ihr euch bemüht und um mehr bittet, wird es euch gewährt werden! Wenn ihr kein Interesse daran habt, werden euch diese Arten von Verständnis der Wirklichkeit niemals eröffnet werden. Möge Allah mir vergeben und euch segnen! Um der Ehre des Meistgeehrten in Seiner göttlichen Gegenwart, Sayyidinâ Muhammad – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden -,

al-Fâtiha

 

Qur'ân, 20:5