Bismillahi-Rahmâni-Rahîm
Suhbat mit Maulânâ Scheikh Nâzim, Lefke, 16. Ramadhân 1424, 10.11.2003
übersetzt von
´Abd al-Hafidh Wentzel
maddad ya rijâlAllah
Schukr ya rabbî! Schukr ya rabbî! Schukr al-Hamdulillah!
Ya rabbî allimnâ ma yanfa´unâ wa sidnâ ´ilman! Es gibt keine größere Gabe für die Geschöpfe und ganz besonders für die Menschheit als Wissen! Zwei Arten von Wissen gibt es: die erste davon ist himmlisches Wissen, die zweite das irdische Wissen. Nichts existiert innerhalb der Schöpfung, nicht ein Geschöpf, daß nicht entsprechend seiner Stufe ein Wissen bezüglich seines Schöpfers besäße, angefangen von den Steinen, die wir als leblos bezeichnen über die Pflanzenwelt bis hin zum Tierreich, all die Lebensformen, unzählbar in ihrer grenzenlosen Vielfalt. Meint ihr, daß ein Atom kein Wissen bezüglich seinen Erschaffers hat? Das würde bedeuten, daß keine Beziehung zwischen dem Erschaffer und dem Erschaffenen bestünde. Ist das möglich? Wenn keine Beziehung zwischen dem Erschaffer und dem Erschaffenen besteht, wie kann das Erschaffene dann überhaupt existieren? Das hieße, daß dieses Erschaffene, welches keine Beziehung zu seinem Erschaffer hat, aus sich selbst heraus entstanden ist und sich selbst seinen Platz innerhalb der Existenz gegeben hat. Wie kann das sein? Das ist unmöglich! Wie kann ein Atom oder ein noch kleineres Teilchen seine Existenz selbst bestimmen? Was ist das für ein Unsinn? Denn aus sich selbst bestehend in der Existenz ist nur ein Einziger, der Schöpfer aller Dinge. Nur der Schöpfer allein existiert und besteht aus sich selbst! Er existiert aus sich selbst heraus ohne dabei irgend jemandes Hilfe oder Unterstützung zu benötigen. Wenn Er irgend jemandes Hilfe oder Unterstützung bräuchte, würde dies bedeuten, daß Er dessen Bestimmung unterliegt. Dann wäre nicht Er der Schöpfer sondern derjenige, der Ihm Hilfe oder Unterstützung gewährt, denn dann wäre es dieser, der aus sich selbst heraus existiert und besteht. Jene Kraft, die unendliche Macht repräsentiert kann nicht der Unterstützung irgend eines Anderen bedürfen, um zu existieren. Deshalb bedarf der Schöpfer keinerlei Form von Unterstützung oder Hilfe von irgend jemandem, so wie die Zahl 1 nicht der Unterstützung durch irgendeine andere Zahl bedarf, um zu existieren.
Die 2 braucht die 1 um existieren zu können, die 3 braucht die 2 um zu existieren und die 100 kann nicht existieren ohne die 1, ohne die 1 wäre sie nur 99. Nur die Nummer 1 braucht niemals irgend jemandes Hilfe oder Unterstützung um 1 zu sein. Und gegenüber der 1 ist alles andere 0, denn ohne 0 können die Zahlen ihre Existenz nicht bestätigen. Wenn eintausend Nullen hinter der 1 stehen, bekommt sie dadurch einen Wert, wenn eine Millionen Nullen dahinter stehen, geben sie der 1 einen noch viel größeren Wert, doch wirklich existiert nur die 1, die anderen bekommen ihren Wert durch die Nullen. Lediglich die 1 braucht keine Unterstützung und wie sollten auch Nullen die 1 in ihrer Existenz unterstützen? Wenn du zählst: 2,3,4,5,6,7,8,9 dann kommt schließlich die 0, damit die 10 entstehen kann. (Maulânâ lacht) Alle 8 vorherigen Zahlen verschwinden und die 0 erscheint, ohne die 0 könnte es keine 10 geben! Das heißt, 2,3,4,5,6,7,8,9 existieren nur in eurer Vorstellung, weil danach alles wieder auf die 0 zurückfällt. Wir dachten, daß 2,3,4,5,6,7,8,9 existieren und müssen voller Erstaunen feststellen wie sie plötzlich alle verschwinden und eine 0 erscheint, 10 ist eine 1 mit einer 0 dahinter, eine 1, die durch die dahinterstehende 0 den Wert 10 erhält. Durch zwei Nullen wird sie zur 100, durch drei Nullen 1000. Es sind alles nur Nullen und die Leute rennen den Nullen hinterher, um immer mehr davon anzusammeln. „Oh Ja,“ sagen sie, „wir müssen mehr Nullen sammeln!“ „Mein Chef, sie haben dreizehn Nullen und ich habe nur zehn Nullen, wie kann das sein? Ich muß auch so viel erreichen wie sie!“ Das ist ein Wettstreit zwischen dem Chef und seinen Arbeitern. Die Arbeiter sagen: „Unser Boss kriegt zu viel!“ „Wovon?“ frage ich und sie sagen: „Zu viele Nullen. Wir kriegen jeden Tag nur eine Null und er kriegt zehn, das ist ungerecht, es gibt keine wirkliche Gleichheit in dieser ‚Temokrati'! (Maulânâ lacht herzhaft) In einer wahren ‚Temokrati' hat jeder die gleiche Zahl von Nullen zu bekommen! Wenn nicht, dann lehnen wir eine solche ‚Temokrati' ab. Wir wollen Gleichheit! Wieso bekommt unser Boss zehn Nullen und wir als Arbeiter nur ein oder zwei?“ Diese Schwachköpfe! Die Leute des 21. Jahrhunderts haben keinen Verstand. Das einzige um das sich ihre Gedanken drehen sind Nullen, Nullen und noch mal Nullen.
In Japan stehen jetzt Wahlen an und einer der Kandidaten hält eine Rede und sagt: „O ihr Japaner, o meine lieben Wähler, ich verspreche euch, daß ich einem jeden von euch fünf Nullen geben werde! Ich werde euch sogar zehn Nullen geben, also, in eurem eigenen Interesse, stimmt für mich und meine Partei und ich verspreche euch, daß ich jedem von euch mehr Nullen geben werde! Keiner kann euch mehr Nullen geben als ich!“
(Maulânâ lacht) In Zypern haben wir jetzt auch Wahlen, ich werde alle Parteien anrufen und sie müssen alle versprcchen, daß sie für jede Null die die jetzige Regierung gibt zwei Nullen geben. „Gebt mir eure Stimmen!“ Und die Leute sind dabei, einander aufzufressen im Kampf um die Nullen. Und der Regierungschef spricht zum Volk und sagt: „Stimmt für mich, denn ich verspreche euch noch mehr Nullen als alle anderen!“ Und die Leute machen ihre Kreuze auf den Wahlzetteln. Ich weiß gar nicht, ob in Japan der Premierminister wiedergewählt wurde oder nicht. Hat er die Wahl gewonnen oder jemand anderes?
Zurück zu unseren Nullen. Die muslimische Welt muß auch viel mehr Nullen von Amerika verlangen! Die Amerikaner sagen: „Wir können nur fünf Milliarden Dollar zahlen.“ Und sie sagen: „Hängt doch bitte noch eine Null dran! Wir bitten ja nicht um viel aber ihr wißt, daß wir so arm sind, was sind denn fünf Milliarden, also gebt uns bitte wenigstens eine Null mehr! Wir wären euch auch sehr ,sehr dankbar und würden auf unseren Klarinetten Märsche für Amerika spielen. (Maulânâ imitiert einen Klarinettenspieler der sein Instrument im Rythmus hin und her schwenkt) Gebt uns mehr Nullen, nur eine Null mehr bitte, wir sind euch ja so dankbar! (Maulânâ unterbricht das Klarinettenspiel und schaut angestrengt umher) Bietet irgend jemand mehr, eine Null mehr als die Amerikaner? Dann schmeißen wir die Amis raus! Derjenige soll dann Boss der ganzen Welt werden.“ Aber keiner kann mehr zahlen als Amerika (Maulânâ lacht). Alle anderen sagen: „Wir können euch nicht mehr zahlen als die Amerikaner, sie zahlen euch wirklich sehr viel.“ Fünf Milliarden, das sind neun Nullen, aber sie geben nicht auf und küssen ihnen die Hände und Füße und sagen: „Bitte, bitte, unser Boss, geben Sie uns doch noch eine Null dazu! Wenn Sie den Scheck ausstellen, seien Sie nicht geizig, hängen Sie doch wenigstens noch eine Null mehr dran, wir verlangen doch nicht viel, nur eine Null!“ Aber die Amerikaner sagen: „Das geht leider nicht! Fünfzig Milliarden wäre zuviel, wir nehmen stattdessen eine Null weg, fünfhundert Millionen reichen auch.“ Nur eine Null macht daraus fünf Milliarden. Abdur-Rauf sagt: „Ihr könnt ruhig fragen, wir sind ja Amerikaner, aber wir brauchen viel mehr Nullen, um Boss der ganzen Welt sein zu können.“ Und die Menschen laufen den Nullen hinterher. Das ist eine wichtige Art von Wissen. Ob der japanische Premierminister die Wahl gewonnen hat weiß ich nicht, ich werde gleich einmal die Nachrichten schauen. Sie haben so viele Milliarden die Japaner und der arme Premierminister, was ißt er? Er muß rohen Fisch essen, wenn ich ihn mir anschaue, besteht er nur aus Haut und Knochen. Er bekommt nichts zu essen und ist der Premierminister des japanischen Volkes, einer Nation von zweihundert Millionen Menschen.
La haula wa la quwwata illa billahi al-´Aliyyu l-´Azîm!
Nur die 1 braucht keine Unterstützung, alle anderen Zahlen brauchen die Unterstützung der 1. Und nach der 1 bestätigt sich die 1 noch mal in der 11. 1 und 2, die 12; 1 und 3 die 13; 14, die 4; 15, die 5; wenn ihr 1 wegnehmt wird daraus 14, das heißt: die 15 kann nicht ohne die 1 existieren. Wenn wir bei der 19 ankommen und rechts und links schauen und überlegen, „was soll jetzt nach der 19 kommen? Wir müssen eine andere Zahl finden! Wenn wir die 1 nicht nehmen können, dann nehmen wir eben die 0, die 0 stört uns nicht, sie existiert ja eigentlich gar nicht.“ Wenn wir aber 1 dazunehmen wird aus der 19 die 20. Mit der 0 wird aus 19 die 20. Wenn wir jedoch 1 davon wegnehmen, ist es nicht länger 20 sondern nur noch 19, die 20 existiert nicht länger. Und ebenso 30, 100, 1000, Millionen und Milliarden.
Wie kann man behaupten, das kleinste Teilchen, das kleiner als ein Atom existiert, aber es existiert von alleine? Das kann nicht sein! Sonst wäre es 1, aber es ist nicht 1. Wir verstehen, daß selbst das kleinste Teilchen von Materie in der Schöpfung eine Beziehung zu seinem Erschaffer haben muß und daß es ebenso eine Beziehung zwischen dem Erschaffer und dem von Ihm Erschaffenen geben muß. Wenn es eine Beziehung gibt, dann gibt es eine Verbindung wie zum Beispiel (Maulânâ hebt ein unsichtbares Telefon an sein Ohr): Ich rufe Scheikh ´Umar an (der sitzt neben ihm): „Hallo Scheikh ´Umar, ich bin hier, bist du da? Kennst du mich?“ „Wieso nicht, ich kenne dich sehr gut!“ „Du bist Scheikh ´Umar und ich bin Scheikh Nâzim, mmh. Das heißt, du kennst mich und ich kenne dich.“ Wenn wir einander nicht kennen würden, bestünde keine wirkliche Beziehung zwischen uns. Ganz besonders, wenn meine Stellung auf der Beziehung zu dir beruht, muß ich dich notwendigerweise kennen. So wie ein Arbeiter seinen Arbeitgeber kennt oder ein Angestellter seinen Vorgesetzten, muß es wenigstens eine Beziehung geben und damit ein Wissen. Wie kann man also sagen, daß das kleinste Teilchen der Materie kein Wissen über seinen Erschaffer hat? Es muß eine Art von Wissen haben! Und der Schöpfer, er ist so groß, unsere Vorstellungskraft kann niemals ausreichen, uns seine Größe vorzustellen, nicht einmal einen kleinen Flecken am Rande Seiner Meere der Größe. Er ist so groß, daß Er, wenn Er ein Atom oder ein noch kleineres Teilchen erschafft, genau dessen Aufenthaltsort bestimmt. Ihr sitzt hier jeder auf einem Platz, wenn es eine offizielle Veranstaltung wäre, würde die Regierung die Plätze mit Namensschildern oder Nummern versehen, damit jeder auf dem ihm bestimmten Platz sitzt. Meint ihr, innerhalb der Schöpfung gäbe es kein ordnendes Gleichgewicht? Drei Mal sagt Allah am Anfang der Sure ar-Rahmân : „ ... wa wada´a l-mîzân“ („ ... und Er legte das Gleichgewicht fest“). Die Menschen glauben, es sei alles beliebig und zufällig, doch wenn Er ein Atom oder etwas noch Kleineres erschuf, gab Er ihm seine spezielle Position im Bereich der Existenz. Er bestimmt den Ort und kein Teilchen kann an einem anderem Ort sein. Wir atmen in dieser Atmosphäre ein und aus, und Er weiß in jeder kleinstmöglichen Zeiteinheit von jedem Teilchen, an welchem Ort es sich gerade aufhält. Wenn Er es nicht weiß, kann es nicht existieren, denn Seine göttliche Schöpferkraft muß dieses Teilchen erreichen und es an diesem Ort existieren lassen! Er muß wissen, wo es ist, damit Seine göttliche Kraft es an diesem, an jenem oder einem anderen Platz existieren lassen kann. ´Azamat , die gewaltige Größe Allahs, des Allmächtigen.
Wir sprachen darüber, daß es die größte Ehre für die Menschheit ist, ´Ilm , Wissen, zu besitzen, himmlisches Wissen. Und dieses himmlische Wissen führt immer weiter nach oben, immer weiter, immer weiter, ohne Ende! Und eure Position ist immer die der Null, ihr könnt niemals über Null hinausgelangen. Glaubt nicht, das selbst Millionen oder Milliarden von Universen wie diesem in Seiner göttlichen Gegenwart mehr als Null sein könnten. Möge Allah uns rechtes Verständnis Seiner gewaltigen Größe gewähren, Allahu akbar!
Wenn al-Mahdî – Allahs Friede sei auf ihm – erscheint, wird er - gemäß dem, was wir von unserem Großscheikh gelernt haben, der auch jetzt mit meiner Zunge zu euch spricht – die Wunderkraft des Takbîr: Allahu akbar benutzen, um alles von Schlechtigkeit zum Guten zu verändern und die Erde vollständig zu reinigen. Allahu akbar! Er wird sagen: „ Allahu akbar! Allahu akbar! Allahu akbar !“ und die Technologie, der Götze des 21. Jahrhunderts, derer, die nicht Allah sondern ihre technologie fürchten, wird vernichtet werden und nicht mehr funktionieren können. Sie wird abgeschossen sein, wie eine Person, die niedergeschossen wurde und die nie mehr aufsteht. Und das erste Ziel, auf das al-Mahdî – Allahs Friede sei auf ihm – zielen wird, ist die Technologie und er wird sie mit dem ersten Schuß abschießen, so daß sie sich nie wieder erheben kann.
Möge Allah mir verzeihen und euch gutes Verständnis gewähren und viel mehr Ehrerbietung für Allah den Allmächtigen entsprechend unseren Stufen, und keiner kann von sich aus wirkliche Ehrerbietung erweisen, Seine Engel sind es, die uns in das Gewand der Ehrerbietenden und der Dienerschaft kleiden und Er bedarf unserer Anbetung nicht.
Um der Ehre des Meistgeehrten in Seiner göttlichen Gegenwart, Sayyidinâ Muhammad willen,
al-Fâtiha
Ya rabbî allimnâ ma yanfa´unâ wa sidnâ ´ilman! , O mein Herr, lehre uns Wissen, das uns nützt und mehre unser Wissen!